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# 3 Die eigene Sichtbarkeit im Glanze des Vollmonds



05:34 – ein Tag vor Vollmond

 

Liebes Ich,

 

gut, dass du mich nicht schlafen lässt. Das gibt mir endlich die Gelegenheit mit dir zu reden. Mein Blick schweift aus dem Fenster in den dunklen Nachthimmel und schau, wer uns besucht. Herr Mond zeigt sich in seiner vollen Schönheit und Größe. Ist heute Vollmond? Schade, ich habe den Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht, schon haben mir die Wolken auch wieder die Sicht versperrt.

 

Mir kommt in den Sinn, dass mich mein Chef gestern zum Gespräch geladen hat. Ich soll doch mehr „sichtbar“ sein in meinem Tun!! Es war ein eher unangenehmes Gespräch.

 

Meine Gedanken wandern zusammen mit meinem Blick wieder zum Mond im Nachthimmel. Ja, ich bin wie der Mond, der sich nur zeigt, wenn dicke Wolken ihn nicht verdecken. Manchmal blitzt sein helles, gelbliches und warmes Nachtlicht durch die Wolkenrisse und wenn diese dicken Wolken endlich weiterwandern und die Sicht freigeben, dann zeigt er sich in seiner imposanten und in sich ruhenden Erscheinung. Dann erstrahlt er in einem Glanz und in einer intensiven Leuchtkraft und ist mühelos in der Lage, sein ganzes Umfeld zu erhellen. Die Bestimmung des Mondes ist es, uns durch die Nacht zu begleiten. Irgendeine Macht, hat den Mond an seinen Platz gehängt, hat ihm seine Aufgabe erklärt, und diese erfüllt er in einer unverrückbaren Gewissheit Nacht für Nacht. Und was ist mit mir? Was ist meine Bestimmung?

 

Sind diese vielen Wolken meine Ängste, die ich einfach nur wegschieben muss? Oder sind die Wolken eher mein Schutz, welche sich bei Gefahr auftürmen und zu dicken Mauern werden? Wer entscheidet eigentlich, ob der Mond sich zeigt? Der Mond oder die Wolken? Ist der Mond selbstbestimmt und durchbricht die Wolkenschicht, wenn er es will? Oder lässt er sich verdrängen und ist so von der Willkür der Wolken abhängig? Interessante Fragen!

 

Mir gefällt die Vorstellung eines selbstbestimmten Mondes. Er entscheidet selbst, wann, wo und wieviel er von sich zeigt. Weder lässt er sich von Wolken noch von Menschen beeinflussen. Er ist unabhängig von jeglichem Anspruch anderer Himmelskörper oder menschlichen Wünschen. Er besitzt die Kraft und den Willen, die Wolkendecke zu durchbrechen. Hat aber auch die Größe, Wolken ihren Raum zu geben und nutzt sie als Schutz, wenn er es für notwendig hält. Er nährt sich Tag für Tag mit neuer Energie bis zu seinem Höhepunkt, um sie dann Nacht für Nacht wieder abzugeben.

 

Diese Gedanken haben etwas Entlastendes für mich.

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